Interview mit Ariane Reinhart „Den größten Mehrwert für die DGFP“

Am 1. Dezember 2017 wählten die Mitglieder des Vorstands der Deutschen Gesellschaft für Personalführung Dr. Ariane Reinhart, Personalvorständin und Arbeitsdirektorin der Continental AG, zur neuen Vorstandsvorsitzenden.

Im Interview spricht sie über das Selbstverständnis des Gremiums sowie über die Themen- und Funktionspatenschaften der Vorstandsmitglieder.

DR. ARIANE REINHART, geboren 1969 in Hamburg, studierte von 1990 bis 1998 Jura, im Jahr 2000 wurde sie zum Dr. jur. promoviert. Von 1998 bis 1999 arbeitete sie für die International Labour Organization in Genf im Bereich Labour Law and Labour Relations. Von 1999 bis 2014 war Reinhart in verschiedenen Positionen für den Volkswagen-Konzern tätig, unter anderem als Leiterin der Konzernmanagemententwicklung Vertrieb und Marketing sowie als Mitglied des Vorstands (Personal) von Bentley. Seit Oktober 2014 ist sie Personalvorstand und Arbeitsdirektorin der Continental AG in Hannover.

 

„Den größten Mehrwert für die DGFP“

Die neue DGFP-Vorstandsvorsitzende Dr. Ariane Reinhart im Interview über den neuen Vorstand, die DGFP der Zukunft und Themen, die HR Professionals bewegen. Die vollständige Fassung des Interviews finden Sie hier und in der aktuellen Ausgabe der Personalführung. 

 

Frau Dr. Reinhart, was können die DFGP-Mitglieder vom neuen Vorstand erwarten? Und mit welchem Selbstverständnis geht der neue Vorstand ans Werk?

REINHART Wir im Vorstand verstehen uns als Team. Und das bringt meines Erachtens den größten Mehrwert für die DGFP. Wir sind elf Kolleginnen und Kollegen mit unterschiedlichen Hintergründen und Kernkompetenzen, die nun Themenpatenschaften übernommen haben, um uns bestmöglich für die DGFP einzubringen.

Bettina Volkens widmet sich der Rolle von HR, Heike Bruch verantwortet das Thema Führung. Oliver Burkhard befasst sich mit Mitbestimmung 4.0, Johannes Beermann mit dem demografischen Wandel und der Fachkräftesicherung. Bei Raimund Becker liegt der Schwerpunkt mit arbeitsmarktpolitischen Themen nahe. Norbert Janzen kümmert sich um das Young Professional Netzwerk. Markus Kopp hat als Schatzmeister einen internen Schwerpunkt, mein Vorgänger Gerhard Rübling bleibt uns mit seiner langjährigen Erfahrung in der DGFP auch über seinen Ruhestand hinaus erhalten. Wilhelm Bauer und ich setzen unseren Schwerpunkt bei den Themen Digitalisierung und Arbeiten 4.0. Mit unseren Themenpatenschaften wollen wir auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der DGFP bei der Entwicklung neuer Veranstaltungsformate unterstützen. Dadurch können wir für die DGFP den meisten Mehrwert schaffen.

Wir möchten als Vorstand zukünftig enger an die Mitglieder rücken und die Kundenbindung weiter ausbauen. Jedes Mitglied fragt sich natürlich: Was ist für mich drin? Dem müssen wir uns noch stärker stellen. Und last but not least: Wir als Vorstände wollen uns auch operativ stärker einbringen.

 

Wie sehen Sie die künftige strategische Ausrichtung der DGFP?

REINHART Wir sollten reflektieren, was wir heute schon gut können und was wir nicht so gut können. Wir sollten uns ansehen, ob wir einzelne Produkte im Portfolio haben, die unseren Mitgliedern möglicherweise keinen Nutzen bringen. Wir sollten uns auch klar vor Augen führen, was unsere USPs im Vergleich zu anderen Anbietern sind. Ich glaube, da haben wir ganz große Chancen. In unserem Netzwerk aus 1 500 Mitgliedsunternehmen und über 40 000 Personalmitarbeitern, die wir repräsentieren, gibt es viele Ideen und Ansätze. Die gilt es jetzt zu fokussieren und zu clustern. Damit haben wir in der letzten Vorstandssitzung bereits begonnen und gefragt: Auf welche Produktfelder wollen wir uns zukünftig konzentrieren?

 

Was wird bleiben und was wird sich für die Mitglieder verändern?

REINHART  Mir ist es persönlich wichtig, dass die Angebote und Formate, die wir erarbeiten Antworten sind auf real existierende Fragestellungen. In den Unternehmen gibt es zahlreiche Fragen, die uns alle beschäftigen, ob das nun kleine, mittelständische oder große Unternehmen sind. Da ist das große Thema Digitalisierung, da ist die Frage, wie sieht eigentlich der HR-Mitarbeiter der Zukunft aus, der HR Business Partner. Wie lässt sich sinnvoll strategische Personalplanung betreiben? Viele Mitgliedsunternehmen kommen aus dem produzierenden Gewerbe und brauchen Angebote rund um die Fertigung im Hinblick auf Digitalisierung, Personalentwicklung sowie Führung der betrieblichen Ebene. Das ist sicherlich auch ein Thema, auf das wir uns fokussieren wollen. Und wir wollen auch die Mitglieder fragen, was sie sich wünschen und wo wir unterstützen können. Dazu werden wir auch in diesem Jahr noch eine Mitgliederbefragung durchführen.

 

Was wäre Ihr Wunsch an den gesamten Vorstand der DGFP und an die Mitarbeiter der Organisation?

REINHART Ich würde mir wünschen, dass wir so weitermachen, wie wir jetzt angefangen haben, und die aktive, sehr lebendige Zusammenarbeit sogar noch intensivieren. Bei den bisherigen Vorstandssitzungen sind sehr viele gute Ideen eingebracht worden. Ich glaube, wir haben im Vorstand auch eine gute Balance aus Erfahrung und aus neuen Persönlichkeiten. Welcher Verein hat schon einen Vorstand, der mit wirklich kompetenten Mitgliedern so ein breites Spektrum abbilden kann?

 

Wenn Sie mit den Mitgliedern der DGFP sprechen, welche HR-Themen bewegen diese besonders und wie lassen sich daraus inhaltliche Schwerpunkte ableiten?

REINHART Es gibt einfach Dinge, die uns wirklich alle umtreiben. Jeder spricht von dem Thema Arbeiten 4.0. Wir müssen deutlich machen, was das für die Unternehmen bedeutet, für die Umsetzung, für die Prozesse, für die Mitarbeiterqualifikation. Auf diese Dinge müssen wir uns konzentrieren. Daraus müssen wir gemeinsam neue Lösungen generieren und dann schauen, welche Methoden sich für Wissensvermittlung und ‑austausch eignen. Wichtig wäre mir dabei, dass uns die Mitglieder sagen, was sie bewegt. Und dass auch gerade die jüngeren Mitarbeiter sagen, das sind für uns wichtige Themen. Ein Angebot sollte sich nicht top-down ergeben, sondern kundenorientiert bottom-up.

 

Ein Stück weg von der DGFP zur Profession im Allgemeinen. Wo sehen Sie aktuelle Stärken und Entwicklungsfelder für HR?

REINHART Wir müssen in HR noch viel mehr strategische Partner werden, gerade für das Business. Erfolgreiche Geschäftsführer wissen, wie wichtig ein starker HR-Partner ist. Dazu müssen wir attraktive Austausch- und Lernangebote bieten.

Das Gütesiegel für gute Personaler, das kommt über die DGFP. Jeder Partner im Business soll wissen, wenn die Leute über die DGFP qualifiziert und in ihrer Karriere begleitet worden sind, dann habe ich einen wirklich guten, aktuellen Personaler vor mir, der strategischer Partner ist, der sich mit modernen Personalinstrumenten auskennt. Und der auch die Digitalisierung in meinem Unternehmen vorantreiben kann.

 

Was wird von HR zukünftig erwartet, um Unternehmen auf kommende Herausforderungen vorzubereiten?

REINHART HR sollte der Wegbereiter sein für Digitalisierung im Unternehmen. Da geht es zum einen um das Thema Digitalisierung von Prozessen, das ist mehr der technische Bereich. Aber ganz zentral ist auch die digitale Kultur im Unternehmen. Wie arbeite ich in einem Netzwerk, was heißt das für die Mitarbeiter, was heißt das für die Führungskräfte? Was bedeuten flexible Arbeitszeiten, wie schaffe ich die entsprechenden Rahmenbedingungen, welche Unternehmens- und Führungskultur brauche ich dafür? Da muss HR Treiber sein, und die DGFP kann eine bedeutende Organisation für Netzwerkkultur werden.

 

Wie sollten sich HRler dafür aufstellen?

REINHART Da geht es einmal um das Thema Selbstverständnis. Es geht darum zu sagen, ich bin auf Augenhöhe und ich bin ein strategischer Partner. Ich habe in meinem Werkzeugkoffer Instrumente, die meine Kernkompetenz beschreiben: strategische Personalauswahl, Diagnostik, Mitarbeiter- und Organisationsentwicklung et cetera. Aber dann muss man auch sagen: Was heißt denn das, was macht das mit mir, was macht das mit uns? Sind wir überhaupt vorbereitet, dem Business hier auf Augenhöhe zu begegnen? Und ganz wichtig für jeden HR Business Partner ist es einfach auch, das Geschäft zu verstehen.

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