Neue Ansätze im Azubi Recruiting

Rund ein Drittel der Jugendlichen, die sich für eine Ausbildung interessieren, gehen nicht mehr zu Schule. Die klassischen Lebensläufe werden immer seltener. Wie Unternehmen die Zielgruppe der Ausbildungsinteressierten besser verstehen und erreichen kann, war Thema des YPN // Breakfast Calls am 17.10.

 

Svanja Kleemann vom Berliner Start Up ONE WEEK EXPERIENCE setzt sich seit vielen Jahren mit der Frage auseinander: Wie können Jugendliche das Studium bzw. die Ausbildung finden, die zu ihnen passt? Sie selbst hat während ihres Studiums gemerkt, dass sie sich lieber anders entschieden hätte - wenn sie vorher gewusst hätte, wie ihr Studium genau funktioniert. Aus diesem Grund hat sie den Verein ONE WEEK STUDENT gegründet und später dann ONE WEEK AZUBI. Mit beiden Programmen bringen sie und ihr Team Studiums- bzw. Ausbildungsinteressierte mit Studierenden und Auszubildenden zusammen. Je eine Woche werden diese dann im Betrieb bzw. in der Uni begleitet.

 

Im YPN // Breakfast Call berichtete Svanja einerseits von der Heterogenität der Ausbildungsbewerber. Die sind z.B. entgegen der Annahme vieler älter als gedacht: im Schnitt 20 Jahre alt. Auch ein Abgleich mit den Sinusmilieus kann für Unternehmen hilfreich sein. So legen Jugendliche mit geringem Schulabschluss und traditioneller Haltung großen Wert auf Anerkennung, Gehalt und die Möglichkeiten des sozialen Aufstiegs, wohingegen Jugendliche mit hohem Bildungsabschluss und moderner Haltung darauf achten, wie nachhaltig Unternehmen agieren. Auch das Konsumverhalten und Markenbewusstsein spielt eine Rolle - insbesondere für kleinere Unternehmen, die bei Jugendlichen diesen Clusters oftmals den kürzeren ziehen, weil diese dann doch zum Großkonzern mit großem Namen gehen.

Noch wichtiger als die Zielgruppen ist jedoch der Fokus auf die Jugendlichen und der Versuch, sich wirklich auf sie einzulassen. Dazu gab es drei Tipps, die ihr mit verhältnismäßig wenig Aufwand ausprobieren könnt:

 

Tipp 1: Übersetzt die Titel der Ausbildungsberufe in Jugendsprache!

Viele Jugendliche können mit den offiziellen Berufsbezeichnungen nichts anfangen. Eine Möglichkeit kann sein, die Berufsfelder in Jugendsprache zu übersetzen. Zum Beispiel: Anpacken & Handwerken, Beraten & Verkaufen, Forschen & Entdecken,Gestalten & kreativ sein, Helfen & Betreuen, Ordnen & Verwalten, Rechnen & Programmieren.

 

Tipp 2: Macht Euch Gedanken über Eure Zielgruppen, aber seid Euch bewusst – Sprache schlägt Kanal.

Es macht durchaus Sinn zu überlegen, welche der Zielgruppen für Euch relevant sind – einfacher ist es jedoch im Ausschlussverfahren zu entscheiden, wer NICHT interessant ist und diese auszuschließen. Ja, der Kanal ist wichtig, noch wichtiger ist es aber, die Sprache der Jugendlichen zu sprechen, um erfolgreich zu sein.

 

Tipp 3: Probiert mal was Neues aus!

Stellenanzeigen in Zeitungen oder online funktionieren nicht mehr? Wie wäre es dann z.B. Guerilla-Maßnahmen für Studienzweifler bei Studentenparties oder andere Fragen in den Auswahlverfahren (Stichwort: Verzicht auf Anschreiben und Lebenslauf). So oder so werdet ihr nur dann Erfolg haben, wenn die Jugendlichen auch bereit sind, sich mit ihrer Zukunft auseinanderzusetzen – dann ist der richtige Zeitpunkt, um in Dialog zu treten.

Auf Facebook teilen Auf Twitter teilen Auf Xing teilen RSS-Feed abonnieren E-Mail Telefon