7 Fragen in 7 Minuten #9 – mit Rainer Grill

Leiter Öffentlichkeitsarbeit bei Ziehl ABEGG

Die Heute-Show hat sein Video geteilt – Arte und andere Medien rennen ihm die Tür ein. Für die DGFP tritt er als Speaker auf. Im Kurzinterview spricht er mit uns über die Rolle von TikTok und Esports im Recruiting. Was ihn sonst noch umtreibt und was er sonst niemanden erzählt – dass alles erfahrt ihr in 7 Fragen in 7 Minuten.

Was hat dich dazu bewegt bei TikTok mitzumischen?

Rainer Grill Meine Neugierde für Neues. Ich habe von der App gehört und musste das mal selbst ausprobieren. Im Urlaub in Rumänien habe ich dann ein Bären-Video gemacht und das ging viral. Ohne dass ich irgendwelche Kontakte bei TikTok hatte. Das war der Moment, in dem ich wusste, dass ich das für den B2B Markt einsetzen muss: Ich will ja genau die erreichen, die ich sonst nicht erreichen würde. TikTok ermöglicht genau das: Reichweite über die eigenen Kontakte bzw. Branche hinaus aufzubauen. 

Wenn du einen Ratgeber für TikTok im Recruiting schreiben würdest, welchen Buchtitel würdest du wählen?

Grill „Einfach mal machen. Freiraum geben.“ Zur Erklärung: Das Problem ist, dass Entscheidungstragende in vielen Unternehmen sich nicht auf neue Ideen einlassen und aus der Distanz entscheiden. Deswegen plädiere ich dafür, den Menschen, die in ihrem Bereich etwas können, den Freiraum zu geben; lass sie entscheiden, was gemacht wird. Das gilt nicht nur für TikTok, sondern für viele Themen.

Wie gehst du mit der Herausforderung um, qualitativ hochwertige und authentische Inhalte zu produzieren, die gleichzeitig deine Zielgruppe ansprechen und die Marke des Unternehmens repräsentieren?

Grill Wir haben den Vorteil, dass unser gesamtes TikTok-Team schon länger in der Firma ist. Die wissen, wie die Firma tickt, welche Werte wir haben und wie wir uns zeigen wollen. Daraus entsteht dann ein kongruentes Bild. Deswegen sage ich auch immer wieder: Gebt TikTok nicht den Azubis; die haben noch kein Bild von der Firma und kennen die Leitplanken noch nicht. Natürlich gibt es auch Azubis, die gute Beiträge machen. Aber es ist definitiv kein Erfolgsrezept. Wir haben zum Beispiel Rebecca im Team. Rebecca ist kreativ und der Kanal trägt ihre Handschrift. Sie sorgt dafür, dass die Videos gedreht werden, bestimmt die Inhalte und organisiert die Abläufe. Wenn du so jemanden nicht hast, kannst du eine Agentur beauftragen. Aber die braucht auch ein Briefing, weil sie nicht im Unternehmen verwurzelt ist. Eine Agentur musst du deswegen sehr, sehr gut briefen.

Welche TikTok-Kampagne eines anderen Unternehmens hat Dich in letzter Zeit am meisten beeindruckt, und warum?

Grill Tatsächlich die Polizei Berlin: Die schafft den Spagat zwischen Uniform und humorvollem Auftritt. Das ist echt cool. 

Wie wird sich der Social Media Bereich aus deiner Sicht weiterentwickeln?

Grill Solche virtuellen Treffpunkte werden noch weiter an Dynamik und Bedeutung gewinnen. Es werden auch neue Formate hinzukommen. Besonders durch VR-Brillen. In diesem Zuge werden sich ganz neue Plattformen auftuen. Das sehen wir schon jetzt im E-Sports Bereich, den wir auch schon für das Recruiting nutzen. Wir setzen nicht auf Sponsoring von Teams. Denn da könnten wir – übertragen auf Fußball – höchstens ein Team aus der Kreisklasse unterstützen, zudem sind die Streuverluste zu groß. Zumal: Wenn das Team aufsteigt, wird es dann von einem großen Unternehmen weggeschnappt. Da wären wir allenfalls ein Durchlauferhitzer. Stattdessen veranstalten wir lieber selbst Turniere. Wir haben im Unternehmen junge Leute, die darauf Bock haben und das in die Hand nehmen. Denen gebe ich den Freiraum. Sie veranstalten öffentliche Turniere, mit denen wir Menschen aus ganz Europa erreichen. Der Erfolg gibt uns Recht: Über TikTok und E-Sports erreichen wir sogar IT- und Software-Spezialistinnen und -Spezialisten, die wir andernfalls nie erreichen würden. Und die bewerben sich dann genau deswegen bei uns: Weil wir eben anders sind. Auch wenn die Bewerber das im Anschreiben dann nicht zugeben, weil Tiktok oder E-Sports bei vielen Entscheidern (leider) immer noch unseriös wirkt. Aber wir sehen den Erfolg, zum Beispiel auch auf Messen, auf denen wir auf unsere medialen Auftritte angesprochen werden.

Was war das größte Learning deiner Karriere?

Grill Keine Angst zu haben, Fehler zu machen.

Was weiß fast niemand über dich?

Grill Ich war mal Kreismeister in der deutschen Flippermeisterschaft. Bei der Landesmeisterschaft war leider nur der 4. Platz drin (lacht).

Vielen Dank für das Gespräch!

Das Interview führte Dr. Elias Güthlein.

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