7 Fragen in 7 Minuten #20 - mit Nicole Engenhardt-Gille

Nicole Engenhardt-Gille, CHRO bei freenet 

Wer mit Nicole Engenhardt-Gille spricht, merkt schnell: Hier wird nicht palavert, sondern geliefert. Nicole formuliert klar, denkt strategisch – und scheut sich nicht davor, Dinge beim Namen zu nennen. Als CHRO mit ESG-Verantwortung bei Freenet bringt sie zwei Welten zusammen, die in vielen Unternehmen noch nebeneinanderherlaufen: Nachhaltigkeit und HR. Statt grüner Pflichtübungen setzt sie auf Bewusstseinsarbeit, Haltung und konkrete Strukturen, die wirken. Warum ESG für sie kein Buzzword, sondern ein echtes Steuerungsinstrument ist, wie sie ihre Führungskräfte mit ins Boot holt – und was Hühner mit all dem zu tun haben –, erzählt sie in diesem Interview.

Live erleben kann man sie übrigens auch – auf dem kommenden DGFP // Kompetenzforum HR goes ESG im Juni, stellt sie den Freenet-Case persönlich vor. 

1. ESG gilt in vielen Unternehmen eher als lästige Pflichtübung. Aus den Vorstandsetagen hört man nicht selten: „Wir springen hier nur so hoch wie wir müssen.“ Der Case, den du auf der DGFP-Veranstaltung vorstellen wirst, wirkt dagegen ganz anders – als hättest du die Pflicht zur Kür gemacht. Was ist dein Erfolgsgeheimnis?
Nicole Engenhardt-Gille Wir wollen mehr. Mehr als reine Berichterstattung. Wir möchten Bewusstsein schaffen – gemeinsam mit den Mitarbeitenden. Wir haben eine ESG-Strategie, was jedoch nicht reicht! Es muss auch intrinsisch eine Haltung zu ESG geben. Nur mit Haltung kannst du Verhalten verändern.

“Wir wollen mehr. Mehr als reine Berichterstattung. Wir möchten Bewusstsein schaffen – gemeinsam mit den Mitarbeitenden.”

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2. Nachhaltigkeit ist das Thema der Stunde – und ich glaube, viele Menschen empfinden es auch persönlich als wichtig. Doch aus Bewusstsein wird nicht automatisch Verhalten. Was hast du konkret unternommen, um Nachhaltigkeit im Denken und Handeln der Belegschaft fest zu verankern?
Engenhardt-Gille Wir haben das Thema intern breit aufgestellt: eine übergreifende ESG-Struktur und ein cross-funktionales Team. Zudem gibt es ein ESG-Komitee und Ansprechpersonen in den Fachbereichen, wo Berührungspunkte bestehen – von Energie bis Kreislaufwirtschaft. Wichtig ist, das Thema greifbar zu machen: wir nutzen Podcasts, Workshops, Lernangebote etc. Ich gehe selbst zu Veranstaltungen, erzähle, was wir machen –z.B. Wissen in 30 Minuten oder Onboarding-Events, damit verstanden wird, was ESG bei der freenet heißt.

3. Führungskräfte haben eine Vorbildfunktion – gerade in Veränderungsprozessen. Welche Erwartungen hast du in puncto ESG an deine Führungskräfte gestellt, und wie hast du sie darauf vorbereitet oder befähigt?
Engenhardt-Gille Wir haben mit einer ESG-Roadshow gestartet – nur für Führungskräfte, wo ganz klar gesagt wurde: Das sind unsere Erwartungen. Und: Ihr müsst wissen, was unsere Handlungsfelder sind. In der heutigen Zeit wird auch in Vorstellungsgesprächen gefragt: „Ist freenet nachhaltig?“ – Das musst du als Führungskraft beantworten können. ESG muss Teil der täglichen Arbeit werden – und das geht nur mit guter Kommunikation und klaren Beispielen.

“ESG muss Teil der täglichen Arbeit werden – und das geht nur mit guter Kommunikation und klaren Beispielen.”

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4. Abseits von ESG – welches HR-Thema beschäftigt dich derzeit besonders intensiv?
Engenhardt-Gille Transformation. Wie organisieren wir Arbeit so, dass sie zukunftsfähig bleibt? Welche Future Skills brauchen wir, und wie lernen wir sie? Und Recruiting bleibt ein Dauerbrenner: Wie begeistern wir Menschen für unsere Themen? Wie halten wir sie – mit unserer Kultur? Kultur ist ein Riesenthema – und steht dieses Jahr bei uns oben auf der Agenda.

5. Und umgekehrt: Welches HR-Thema raubt dir aktuell eher die Nerven oder geht dir auf den sprichwörtlichen Keks?
Engenhardt-Gille Die EU-Richtlinien: Wie kommen die in das deutsche Recht? Thema Arbeitszeit: Was ist mit der Vertrauensarbeitszeit? Kommt die Wochenarbeitszeit? Wie arbeiten wir in Zukunft? Wir können die Fragen aktuell gar nicht richtig beantworten. Wenn wir hier mehr Flexibilität hinkriegen würden – auch mit dem Betriebsrat – das wäre ein echter Fortschritt.

“Kultur ist ein Riesenthema – und steht steht dieses Jahr bei uns oben auf der Agenda.”

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6. Ein Blick hinter die Kulissen: Was wolltest du immer schon gut können – aber es wollte dir einfach nie so recht gelingen?
Engenhardt-Gille Singen. Wollte ich immer. Kann ich aber leider gar nicht. (Lacht.)

7. Und zum Schluss: Stell dir vor, du müsstest einen TED-Talk halten – aber nicht zu deinem Fachgebiet. Worüber würdest du sprechen?
Engenhardt-Gille Über das Halten von Hühnern. Ich habe selbst welche (lacht). Da gibt’s so viele Geschichten. Und man kann wirklich überraschend viel von denen lernen.