7 Fragen in 7 Minuten #13 – Jasmin Seidel

Jasmin Seidel, Head of HR Service Transformation, Rohde & Schwarz GmbH & Co. KG

In ihrer über zwanzigjährigen Laufbahn hat Jasmin Seidel im Bereich HR vielfältige Stationen durchlaufen und dabei wertvolle Erkenntnisse über erfolgreiche HR-Kommunikation gewonnen. Im Interview gibt sie Einblicke in ihre Learnings und erklärt, wie man 15.000 Mitarbeitende, die auf der ganzen Welt verteilt sind, über HR-Themen auf dem Laufenden hält. Mehr zum Thema HR-Kommunikation gibt es am 14./15. September im Rahmen unseres DGFP // Kompetenzforum Strategische HR-Kommunikation, bei dem Jasmin als Speakerin auftritt.

1. Was war deine bisher wichtigste Erkenntnis in der HR-Kommunikation?

Jasmin Seidel: Klarheit und Transparenz! Gerade für HR-Themen braucht es in einem global agierenden Unternehmen viele Tools und Kanäle, um Informationen bereitzustellen. Das wurde für unsere Mitarbeitenden sehr unübersichtlich. Wir haben uns deswegen eine Maßgabe gesetzt: One entry point – also eine Plattform zu schaffen, an der unsere User alles rund um HR finden.

2. Dabei handelt es sich um die Plattform MyHR – wie funktioniert die Plattform genau und welchen Mehrwert bringt sie für die HR-Kommunikation?

Jasmin Seidel: Die Funktion der Plattform erläutere ich immer gerne anhand der Analogie einer Shopping Mall: Wie in HR gibt es auch dort eine Unmenge an Services, was Kunden schnell überfordern kann. Unsere Plattform ist deswegen nach dem Vorbild eines Service Points konzipiert, an dem unsere Mitarbeitenden profilbasiert alle Informationen zu HR-Themen mit Hilfe einer R&S spezifischen „google-Suche“ finden – zum Beispiel zu Weiterbildungsangeboten. Im Unterschied zu anderen Fachbereichen gibt es – neben wenigen global einheitlichen Themen – in HR eben fast nur Inhalte, die für eine bestimmte Region oder Zielgruppe gelten. Zusätzlich bieten wir auch – wieder profilbasiert digitalisierte Workflows im Tool an – aber das ist wieder ein eigenes Thema. Und falls uns ein User mal dennoch die Übersicht verliert, sind wir jederzeit über eine zentrale Support- & Feedback Funktion erreichbar. Die cloudbasierte Plattform hat sich seit dem Start im Dezember inzwischen als wichtigstes HR-Informationstool fest etabliert und kann seit Juli 2023 von allen 15.000 Mitarbeitenden weltweit genutzt werden. Wir sind stolz darauf, dass die Plattform so gut ankommt und wir damit einen Mehrwert für alle geschaffen haben.

3. Aus welchem Misserfolg hast du am meisten gelernt?

Jasmin Seidel: Zu wenige Nutzer bei der Entwicklung neuer HR-Produkte zu befragen und einzubeziehen, war ein Problem in der Vergangenheit. Heute haben wir dafür einen strukturierten, methodisch geleiteten Prozess. Mit diesem beziehen wir systematisch Stakeholder aller Rollen, Hierarchieebenen und auch aus den unterschiedlichen kulturellen Räumen ein. Erst über ein Meinungsbild aus diversen Blickwinkeln können wir in HR einen wirklichen Perspektivenwechsel vollziehen und nachhaltige Produkte entwickeln.

4. Wenn du deinem Thema HR-Kommunikation dieses Jahr einen Filmtitel geben würdest, wie würde dieser lauten?

Jasmin Seidel: All in one place, your new HR space – das ist von Beginn an unser Motto für die Projektidee einer HR-Plattform gewesen. Der Markt an Tools und Kanälen wächst zwar stetig, doch erschwert das Überangebot in Unternehmen die interne Kommunikation erheblich. Aus meiner Sicht sind deswegen Lösungen gefragt, die Informationen zusammenführen und ganz einfach und intuitiv zugänglich machen.

5. Wenn du einen Wunsch frei hättest, was würdest du im Bereich HR verändern?

Jasmin Seidel: Change the perspective – das ist für mich entscheidend. Aus meiner über 20-jährigen Erfahrung in HR weiß ich nur zu gut, dass wir Personaler oftmals in dem Glauben verhaften, alles über unsere Stakeholder und das Business zu wissen. Ich habe gelernt, wie wichtig es ist, das vermeintliche Wissen aber auch immer wieder in Frage zu stellen. Allzu oft ist das aber nicht wirklich der Fall. Nur eine reflektierte Einschätzung über den Reifegrad der Organisation in dieser Thematik kann tiefgreifende Veränderungen bewirken – davon bin ich überzeugt.

6. Was hat dir das Handwerkszeug für deine heutige Arbeit gegeben?

Jasmin Seidel: Vieles! (Lacht.) Ich habe Psychologie studiert und einen MBA gemacht und daraus ein komplexes Bild gewonnen, wie Menschen denken und fühlen und was wirtschaftlich nachhaltiges Handeln bedeutet. Darüber hinaus hilft mir der Austausch mit nationalen und internationalen Partnern sowie meine Erfahrungen aus unterschiedlichsten HR-Stationen, die ich während meiner Karriere durchlaufen habe.

7. Was fast niemand über mich weiß ist, dass…

Jasmin Seidel: … ich vor meinem Studium den festen Entschluss gefasst hatte, eine Schreinerlehre zu beginnen. Ich bin handwerklich sehr geschickt und liebe Holzarbeiten. Die Ausbildung ist aber leider an einer Toilette gescheitert: Der Ausbildungsbetrieb hatte keine Damentoilette und das war für die IHK ein KO-Kriterium.

Das Interview führte Dr. Elias Güthlein

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