7 Fragen in 7 Minuten #16 mit Judith Hübner
Judith Hübner, Vice President Attract, Grow and Diversity, Sasol Germany GmbH
Judith Hübner kann es: Klartext sprechen. In unserem neuesten Interview gibt sie Einblicke in die Hindernisse und Unabsehbarkeiten für HR, wenn ein mittelständisches Unternehmen zum Global Player wird. Außerdem im Blickpunkt: Nervige Themen, Klischees und selbstbewusste Standpunkte rund um HR. Wenn ihr mehr über die Arbeit von Judith erfahren möchtet, könnt ihr sie bei uns live erleben. Auf der DGFP // Jahrestagung HR Business Partner & Operating Model
1. Sasol ist ein internationaler Konzern mit vielen Standorten. Wie genau gestaltet sich die Ausgangslage für euch?
Hübner: Grundsätzlich teilt sich Sasol auf zwei Sparten auf: Sasol Energie und Sasol Chemie. Weltweit haben wir rund 30 Tsd. Mitarbeitende, davon 25 Tsd. in Südafrika, die in der Energiesparte arbeiten. Die 4.5 Tsd. Mitarbeitenden aus der Chemiesparte verteilen sich auf verschiedenste Länder, darunter: Deutschland, USA, Italien, China und die Slowakei. Unsere Herausforderung besteht darin, als globale Organisation zu handeln.
2. Das Spannungsfeld global-lokal ist für HR immer ein Drahtseilakt, bei euch scheint das nochmal potenziert.
Hübner: Was wir machen, ist letztlich eine doppelte Quadratur des Kreises: Das Spannungsverhältnis zwischen Headquarter und regionalen Gruppen – mit dem alle internationalen Organisationen umgehen müssen – tritt bei uns nochmal deutlicher zutage: Wenn das Headquarter in Südafrika erfolgreich Maßnahmen ergreift, muss das nicht unbedingt auf andere Länder übertragbar sein. Gerade in Deutschland haben wir aufgrund der betrieblichen Mitbestimmung zum Beispiel andere rechtliche Rahmenbedingungen, wodurch einige Vorhaben schlichtweg nicht umsetzbar sind. Wie immer liegen die Herausforderungen in der Kommunikation. Dafür haben wir zwar unterschiedliche Formate des Austausches, aber es ist unglaublich mühsam, Missverständnisse und Konflikte aufzulösen, wenn man nicht die gleiche Sprache spricht. Das ist nicht nur im übertragenen Sinn, sondern auch buchstäblich zu verstehen, denn auch wenn wir alle Englisch sprechen, so geht doch vieles bei der Übersetzung und in dem Versuch, sich in einer gelernten Sprache zu verständigen, verloren.
3. Erzähl uns von dem Case, den du auf unserer Veranstaltung HR Business Partner & Operating Model im September vorstellst und den Widerspruch zwischen Effizienz und Komplexität thematisiert.
Hübner: Mein wichtigstes Learning: Lokal bleiben, soweit sich die Dinge lokal abbilden lassen. Gerade für mittelständische Unternehmen bedeutet der Sprung in eine globale Organisation eine enorme Kraftanstrengung. Dafür braucht es Menschen, die das Mindset mitbringen und auf der Entscheidungsebene braucht es Menschen, die mit den kulturellen und länderspezifischen Unterschieden vertraut sind und gleichzeitig strategisch denken.
4. Welche Entwicklung in HR geht dir am meisten auf den Keks?
Hübner: Ich arbeite seit nun mehr als 25 Jahren in HR und kann einen Satz wirklich nicht mehr hören: HR muss bei der strategischen Ausrichtung des Unternehmens mit am Tisch sitzen. Business braucht Business Verständnis. Dieses Knowhow bringen die meisten – und ja, damit mache ich mich jetzt nicht beliebt – einfach nicht mit. Wenn ich über die strategische Ausrichtung mitdiskutieren will, muss ich genau wissen, wo das Unternehmen Geld verdient und auch wo es das Geld verliert. Ich muss die Zusammenhänge im Detail verstehen und erst dann kann ich überhaupt mit am Tisch sitzen.
5. Welches Klischee über HR kannst du nicht mehr hören?
Hübner: „HR? Das kann doch jeder.“ Ich bin mir nicht sicher, wo dieser Satz eigentlich seinen Ursprung hat. Natürlich haben wir in HR oft das Problem, dass wir Quereinsteigende haben. Das hängt aber auch mit dem Vorurteil zusammen, dass es jeder kann – vermeintlich. Im Finance Bereich käme wohl niemand auf die Idee, das zu behaupten. Letztendlich ist wohl ein Henne-Ei-Problem.
6. Welches Klischee über HR verkörperst du selbst?
Hübner: Ich weiß besser als jeder andere, was gute Führung ausmacht (lacht).
7. Tell me something I don’t know: Was weiß (fast) niemand über dich?
Hübner: Ich habe zwei Jahre lang in der Zweiten Bundesliga Volleyball gespielt. Und: Ich mache seit Corona Kraftsport, das kann ich wirklich jedem nur empfehlen, der über 50 ist.
Das Interview führte Dr. Elias Güthlein
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